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Die Zeit heilt alle Wunden – oder doch nicht?

"Vielen Dank für Ihre herzlichen Worte und Ihre unglaubliche Intuition, mit der Sie mich durch meine Familienaufstellung begleitet haben!!!
Vielen, vielen herzlichen Dank!!! Bis bald und herzliche Grüße!"

Elena

Dieses berührende Feedback einer Klientin möchte ich zum Anlass nehmen, darüber zu schreiben, warum es mir so wichtig ist, mit meinen Angeboten dazu beizutragen, dass wir möglichst viele Traumata unserer Vorfahren jetzt auflösen, integrieren!

Warum?

Weil die Zeit im Fall von Trauma NICHT alle Wunden heilt!

Weil wir unbewusst das ungelöste Trauma weitergeben, vererben und es sich fortsetzt.

Weil unsere Nachfahren, unsere Kinder, Enkelkinder es irgendwann auch spüren.

Weil ich es so wichtig finde, dass wir diesen Kreislauf endlich durchbrechen, so dass unsere Kinder nicht diejenigen sein müssen, die sich mit etwas auseinandersetzen müssen, das überhaupt nicht ihr Thema ist! Das sich aber bei ihnen so lange zeigen wird, bis sie sich daran machen (müssen) es zu bearbeiten.

Und weil ich täglich in meiner Arbeit erlebe, wieviel Erleichterung, Klarheit und nie gekannte Lebensfreude spürbar werden, sobald ungelöste Traumata transformiert und integriert werden.

Elena hat in unserer gemeinsamen Arbeit immer wieder erzählt, dass sie im Leben ihres erwachsenen Sohnes „eine zerstörerische Kraft“ wahrnimmt. Drogen, Alkohol, selbstschädigendes Verhalten …

Sie hat das Gefühl, ihm nicht mehr helfen zu können. Sie hat große Angst um ihn und erlebt sich als hilflos, als ausgeliefert dieser Kraft, der sowohl ihr Sohn als auch sie machtlos gegenüberstehen.

In unseren Gesprächen wurde sichtbar, dass es diese „zerstörerische Kraft“ auch im Leben von Elena selbst gab. Lebensbedrohliche Erkrankungen, berufliche und persönliche Demütigungen, finanzielle Notsituationen waren Themen, denen sie mit einem unglaublichen Lebensmut standgehalten hat.

Sie hatte, als sie zu mir kam, schon viel Bewusstseinsarbeit geleistet und dennoch hatte die Zeit ihre Wunden nicht geheilt. Weil Zeit eben nicht alle Wunden heilen kann.

In einer Aufstellung wollte Elena folgende Positionen aufstellen: sich selbst, „die zerstörerische Kraft“ und als ihren großen Wunsch an die Aufstellung das „Frei davon sein“.

Ich möchte den Prozess nicht im Detail beschreiben, es zeigte sich jedenfalls ganz deutlich, dass es bei der „zerstörerischen Kraft“ um Leben und Tod ging.

Das war jetzt für Elena keine große Überraschung, da sich für sie damit nur bestätigte, was in ihrem Leben und in dem ihres Sohnes seit vielen Jahren Realität war.

Ich stellte hinter Elena ihre Ahninnen auf und das brachte große Bewegung in die Aufstellung!

Elena ging sehr in Resonanz mit dem Gedanken, dass diese „zerstörerische Kraft“ schon viel älter sein könnte und von ihr unbewusst übernommen und an ihren Sohn weitergegeben worden war.

Weil vorher niemand das Trauma transformiert hatte.

Ich beschreibe gerne jedes noch nicht transformierte Trauma als "Eiswürferl", in dem wir unsere Gefühle, die das Trauma in uns ausgelöst hat, eingefroren haben. Wir haben zu diesen „eingefrorenen“ Traumata mit dem Bewusstsein keinen Zugang mehr, weil wir sie aus Schutz vor ihrer Schwere abgespalten haben.

Viele Eiswürferl – in einer Person, einer Familie, einem Kollektiv – bilden irgendwann eine dicke gefrorene Schicht, auf die die neuen Verletzungen und Traumatisierungen sich oben drauf legen, und so wird die Schicht immer dicker.

Ganz am Boden befinden sich die ursprünglichen Verletzungen, in Elenas Fall das Aufwachsen in einer Umgebung, die keine sichere Bindung geben konnte (individuell), schon über mehrere Generationen hinweg (transgenerational), aufgrund von repressiven gesellschaftlichen Bedingungen, Kriegen, Flucht und Vertreibung (kollektiv).

Jedes gelöste individuelle Trauma hat also auch eine Auswirkung auf unsere transgenerationalen und kollektiven Traumata, die Eisschicht wird dünner und taut langsam aber sicher auf.

Nicht die Zeit heilt alle Wunden, wir selbst können diese Heilung in Angriff nehmen!

Was für eine schöne und kraftvolle Perspektive für uns, unsere Familie, das Kollektiv!

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